Das Singen in Kärnten

Singen ist für die Menschen im südlichsten Bundesland der Ausdruck der Seele, bedeutet Eintauchen in ein besonderes Klangerlebnis und wird zum Lebenselixier.
Die Kärntner singen, wenn sie ihre Freude zum Ausdruck bringen möchten, sie singen bei der Arbeit und suchen sogar Trost im Singen, wenn ihr Gemüt schwer ist, wenn ihre Seele von Traurigkeit und Schmerz berührt sind.
Kärnten, weithin als Land der Lieder und Land der Sänger bekannt, verdankt seinen Ruf einer Tradition, die bereits 1485 in den Reisetagebüchern des Paolo Santonino, einem Edelmann aus Umbrien, der als Sekretär des Bischofs von Caorle nach Kärnten kam, erwähnt wird. Erste schriftliche Zeugnisse des Volksgesanges tauchten jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf.
Als die „Väter“ des Kärntnerliedes gelten die Sänger des im Jahre 1847 gegründeten „MGV Klagenfurt“, die das ursprünglich als Sololied mit Klavierbegleitung (Edmund von Herbert) bestehende Kärntnerlied später in Männerquartettbesetzung gesungen haben.
Alois Wölbich, Hans Neckheim, Thomas Koschat mit seinem Quintett und im 20. Jahrhundert Andreas Asenbauer, Anton Anderluh (Kärntnerlieder im gemischten Chor) und Günther Mittergradnegger sind jene Persönlichkeiten, die das Kärntnerlied, das eigentlich ein mehrstimmig gesungenes Liebeslied ist, bis heute beeinflusst haben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Günther Mittergradnegger, Justinus Mulle und Gerhard Glawischnig, alle Mitglieder des sogenannten „St. Veiter Kreises“, die Wegbereiter des „Neuen Kärntnerliedes“, das in seinem Ursprung einzigartig geblieben ist. Die über 600 Kärntner Chöre sind die Träger dieses Kärntnerliedes.

Besonders hervorzuheben sind jedoch auch die vielen, noch heute gepflogenen Singbräuche, die bei den Feldforschungsarbeiten aufgezeichnet wurden und ihrerseits verschiedensten Liedgattungen zuzuzählen sind. Das Sternsingen in Heiligenblut, das ehemalige Singen bei der Totenwache, das Florianisingen, die Kirchtagslieder im Gailtal, wo auch die Zweisprachigkeit eine Rolle spielt, sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Das dem Kärntnerlied thematisch und klanglich ähnliche slowenische Lied wird nach wie vor im Unter- und Südkärntner Raum gesungen.
In den letzten Jahren ist aber auch sowohl ein kreativer als auch zeitgemäßer Umgang mit dem Kärntner Liebeslied zu beobachten.